Schmerzen, die hatte der hübsche Schimmel über lange Zeit täglich. Reiten – undenkbar. Eine Sache half doch: Chiropraktik.
Friedlich steht „Crazy Boy“ kleine Schimmel ist ein junges und aufgewecktes Pony, lieb und dem Menschen zugewandt. Doch wenn Besitzerin Pia in den Sattel steigt, bietet sich ein ganz anderes Bild. Er bockt und geht durch. Nach vielen Untersuchungen und Überlegungen war klar: Der Sattel drückt. Crazy Boy hat Schmerzen. Inzwischen auch ohne Sattel. Sein Rücken und seine Gelenke waren nicht mehr im Gleichgewicht, seine Bewegungen steif. Eigentümerin Pia Aufermann, selbst gelernte Tierarzthelferin und Veterinärstudentin hatte den rettenden Einfall: Chiropraktik.
„Heilende Hände“
Was dem Menschen hilft, tut nämlich auch den wiehernden Patien- ten gut. Und dazu müssen sie nicht auf die Liege in einer Praxis gehievt werden. Die Heilmethode funktioniert zwischen Boxen und Heuballen. Pia Aufermann selbst hat eine Ausbildung in der alternativen Heilmethode absolviert. Und so wurde ihr eigenes Pony einer ihrer ersten Patienten. „Ich fühle den gesamten Körper ab. Man spürt, wo Blockaden sitzen.“ Durch verschiedene Impulse wie Drü- cken, Ziehen oder kleine ruckartige Bewegungen bekommt der Pferdekörper Unterstützung zum Lösen der blockierten Stellen. Genau wie beim Menschen. Und wie findet sie heraus, wo der Huf drückt? „Wenn ich zu einem Pferd gerufen werde, schaue ich mir zunächst seine Bewegung an. Da zeigt es mir oft schon, wo es weh tut. Weil es nicht richtig auf- tritt oder weil es den Kopf schief hält. Es verrät mir also wortlos, wo es knirscht. Das Abtasten bestätigt dann, wo die Blockaden sitzen“, erklärt die Chiropraktikerin.
Ein Tierarzt hilft
Gibt es Probleme beim Pferd, sollte aber immer zuerst ein „normaler“
Tierarzt gerufen werden. „Ich muss wissen, dass nicht etwa ein Sehnenriss, ein Bruch oder Ähnliches vorliegt. Erst die Schulmedizin, dann kommt die Chiropraktik ins Spiel.“ Sind die Blockaden gelöst, ist aber nicht gleich eitel Sonnenschein. Trainingspläne und besondere Übungen sind unerlässlich, damit der Pferdekörper geschmeidig bleibt. „Viele Pferde haben auch Muskelkater nach den Behandlungen“. Eine halbjährliche Kontrolle der Vierbeiner ist aus Sicht von Pia Aufermann sehr wichtig. „So kann man rechtzeitig eingreifen. Es muss sich nicht immer erst zuspitzen.“ Den kleinen „Ponyman“ wie er liebevoll genannt wird, kontrolliert und behandelt die junge Frau alle paar Wochen. Schmerzen hat er nicht mehr und auch das erneute Anreiten nach der damals langen Pause hat er freudig und moti- viert mitgemacht. „Gerade bei einem Pferd, das geritten wird – ob freizeitmäßig oder im Turnierbereich – sollte sichergestellt sein, dass es dazu körperlich auch in der Lage ist. Das Pferd ist schließlich kein Sportgerät, sondern unser Partner.“