Alles braucht seine Zeit. Besonders, wenn es um Pflanzen geht. Für Gregor Keller ist Gärtnern kein Beruf, sondern eine Berufung.
Auf einem halben Hektar Land – mitten in Datteln – kultiviert er über 600 verschiedene Kräuter-, Duft- und Heilpflanzen. Alles in liebevoller Handarbeit. Alles bio. Alles aus Überzeugung. Dabei war nichts davon geplant. „Ich hab einfach malocht“, sagt er. „Ich habe vermehrt, gesteckt, gepflegt – und irgendwann war da ein Bestand.“ Ein Zufall? Eher eine innere Führung. Denn die Pflanzen, sagt Keller heute, „haben mich ausgesucht“. Jede, die in sein Leben trat, hat ihm etwas beigebracht. Nicht aus Büchern, sondern durch Erleben, durch Tun – und durch eine tiefe Verbindung zur Natur.
Kräuter mit Charakter
Ob Basilikum, Chili oder Thymian – Gregors Pflanzen haben Persönlichkeit. „Ich nehme sie energetisch wahr“, sagt er. „Jede Pflanze hat ihre eigene Wirkung, ihre eigene Ausstrahlung.“ Besonders liebt er den Muskatellersalbei: „Wenn ich den rieche, muss ich lächeln.“ In seiner Gärtnerei wird nicht maschinell produziert, sondern mit Gefühl. Stecklinge kommen nicht aus Holland, sondern aus eigener Zucht. Jede Jungpflanze wird von Hand großgezogen. Dabei ist Gregor nicht nur Gärtnermeister, sondern auch ein bisschen Alchemist, Kräuterflüsterer und Lebenskünstler. Er kennt die botanischen Namen aus dem Effeff, weiß um Heilwirkungen und Aromen, kennt die Besonderheiten jeder Sorte. „Thymian hat eine Strahlkraft – nicht nur im Geschmack, auch im Wesen“, erklärt er. „Das ist keine Industriepflanze. Das ist Kultur.“
Ein Leben für die Pflanzen
Geboren 1962, aufgewachsen mit dem Schrebergarten des Vaters in Bottrop, führt Keller heute eine Gärtnerei, die aus dem Bauch heraus gewachsen ist – über 20 Jahre hinweg. Bis zu 30 Märkte besucht er pro Jahr, arbeitet von März bis Oktober praktisch durch, auch an den Wochenenden. Unterstützt wird er von einer Handvoll Mitarbeitenden, die seine Leidenschaft teilen. Auch in Schulen bringt er seine Begeisterung ein: Kräuterspiralen, Gartenprojekte, Bildung mit Duft und Wirkung. Spiritualität spielt dabei ebenso eine Rolle wie Bodenständigkeit. „Ich mache das, was mir Spaß macht“, sagt er. Ein echter Macher, der nicht stillstehen kann. „Ich arbeite, bis ich umkippe – aber mit Herz.“
Magie, die wächst
„Die magische Energie muss man gut dosieren – über das ganze Jahr verteilt“, sagt Keller. Es ist ein Satz, der seine Philosophie gut beschreibt: Geduld, Hingabe und ein tiefes Vertrauen in den natürlichen Rhythmus des Lebens. Gregor Keller sieht in jeder Pflanze ein Wunder. Und wer einmal durch seine Gärtnerei geht, der spürt: Hier wächst nicht nur Grün. Hier wächst Seele.