Kaum noch Platt, aber weiterhin viel Heimat: Der Plattdeutsche Sprach- und Heimatverein Datteln ist sehr aktiv.
Der Verein hat nicht nur zahllose Veranstaltungen organisiert und 20 Zeittafeln an historischen Gebäuden aufgestellt – mit allen Infos zur jeweiligen Geschichte – sondern geht auch ganz modern mit der Zeit: Im Internet präsentiert der Vorsitzende Theo Beckmann „Die Perlen der Stadt“. Und für das Projekt „Dattelner Stadtrallye“ hängen an 11 Stationen Hinweisschilder mit einem QR-Code. Über ihn erfahren Dattelnerinnen und Dattelner auf ihrem Smartphone Wissenswertes aus der Vergangenheit, sehen historische Fotos und kleine Videoclips. „Man muss mehr junge Leute erreichen“, sagt Theo Beckmann. „Heimat erleben, erkunden, erzählen – das ist doch etwas für sie“, so der 75-Jährige.
Im Herbst und Frühjahr startet er die Reihe „Vertrautes und Vergessenes“. Längst plant Beckmann wieder Ausflüge und viele Radtouren – auch weite Touren sind dabei. Wer wegen des Alters vieler Mitglieder zweifelnd guckt, den grinst Beckmann an: „Kein Problem, die meisten haben ein E-Bike.“
Zusammenschluss
Plattdeutsch wurde insbesondere in den Dattelner Bauernschaften in den ersten Jahrzehnten des vorigen Jahrhunderts erlernt, meistens sogar noch als erste Muttersprache. 1922 gründeten Mitglieder des Katholischen Gesellenvereins die Plattdeutsche Theaterabteilung. Ihr Ziel war, die „Moderspraok“ zu pflegen und zu erhalten. Damit war der Grundstein gelegt. Aufführungen von plattdeutschen Laienspielen hielten die Sprache am Leben und konnten gleichzeitig den Dattelnerinnen und Dattelnern kulturelle Freuden und Abwechslung bringen. Davon wurde in jenen Jahren in Datteln noch wenig geboten. Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte sich allerdings auch in Datteln zunehmend Hochdeutsch durch. Langsam, aber sicher. Trotzdem lockte die Plattdeutsche Heimatbühne noch lange viele Menschen mit Theaterstücken und bunten Abenden in plattdeutscher Sprache an. Damals arbeiteten die Theaterleute und der Dattelner Verein für Orts- und Heimatkunde, den es seit 1924 gab, partnerschaftlich zusammen. 1959 schlossen sich dann die Sprachler den Geschichtlern an. Bei der Feier betonte Heimatdichter Hiärm Wember in seinem Referat „Gedanken üm Heimat un Moderspraok“, dass der Zusammenschluss keine „Vereinsmeierei“ sei, sondern eine Herzenssache, den Heimatgedanken und die Muttersprache nicht aussterben zu lassen. 1981 gab man sich, nach einer kurzen Pause, beim Wiederbeleben den heutigen Namen.
„Moderspraok – wenn se nich kürt wiärd, geiht se doat.“
Theo Beckmann
Plattdeutsch
Theo Beckmann wurde vor zehn Jahren trotz seines vorherigen Geständnisses als Nachfolger von Gertrud Ritter gewählt: Es war kein Geheimnis – der Vorsitzende vom altehrwürdigen Plattdeutschen Sprach- und Heimatverein Datteln 1922 e.V. spricht gar kein Platt. Beckmann, ehemaliger Geschichtslehrer, kennt sich in Sachen Heimat voll aus: „Wahrscheinlich gibt es auf den Höfen rund um Datteln noch einige Menschen, die Platt sprechen. Aber die sind leider nicht bei uns im Verein“, so der 75-Jährige.Wie sagen die, die Platt können: „Moderspraok – wenn se nich kürt wiärd, geiht se doat“. Ob Datteln irgendwann wieder „Dall'n“ wird?