Beteiligung ist das Gebot der Stunde – ob in der Familie, im Betrieb, in der Stadtplanung oder im Dialog gesellschaftlicher Gruppen. Möglichkeiten gibt es viele. Wir stellen einige vor: in unserem Schwerpunkt zum Thema Partizipation und Teilhabe.
Cornelia Tollkamp-Schierjott und Sandra Pfeiffer setzen sich unermüdlich für die Barrierefreiheit von Blinden und Sehbehinderten in öffentlichen Räumen ein. Beide sind aktive Mitglieder im Blinden- und Sehbehindertenverein.
Cornelia Tollkamp-Schierjott aus Datteln konnte 52 Jahre lang sehen, bevor sie erblindete und heute nur noch über einen Sehrest von zwei Prozent verfügt. Seit 2008 ist sie im Verein aktiv. Die 69-Jährige hat es sich zur Aufgabe gemacht, dafür zu sorgen, dass öffentliche Gebäude und Straßenkreuzungen auch für sehbehinderte und blinde Menschen leicht zugänglich sind. „Es ist wichtig, dass die Erreichbarkeit für uns möglich gemacht wird“, betont sie. Dazu gehören Bodenindikatoren und entsprechende Vorrichtungen in den Gebäuden und auf den Wegen, damit die Nutzbarkeit gewährleistet ist. Auch Ampeln und Kreuzungen müssen mit dem Zwei-Sinne-System ausgestattet werden, um für blinde Menschen sicher begehbar zu sein.
Sandra Pfeiffer, die von Geburt an sehbehindert und seit 2005 erblindet ist, hat die Rolle der Vereinsvorsitzenden vor einem Jahr übernommen. Die 44-Jährige setzt sich dafür ein, dass die Welt barrierefreier wird, und bietet zusammen mit dem Verein Beratungsgespräche sowie inklusive Freizeitaktivitäten für Sehbehinderte, Blinde und Sehende an. „Wir müssen kämpfen, um unsere Anliegen durchzusetzen“, sagt Pfeiffer. Dafür ist der Verein in mehreren Städten in Ratskommissionen vertreten. „Wir sind beispielsweise in Recklinghausen in der Ratskommission für Menschen mit Behinderung vertreten und in Castrop-Rauxel im Ausschuss für Generationen, Inklusion und Diversität“, erläutert sie. Auch in Oer-Erkenschwick ist der Verein im Ausschuss aktiv, in Marl prüft man die Gründung eines entsprechenden Ausschusses.
Erfolge und Herausforderungen: Der Verein, der 110 Mitglieder zählt, hat in den letzten Jahren zahlreiche Projekte vorangetrieben. In Recklinghausen beispielsweise wurde das Leitsystem am Ruhrfestspielhaus mit Bodenindikatoren ausgestattet, und bei der Renovierung des Rathauses wurden taktile Grundrisspläne eingeführt. In Herten hat sich der Verein maßgeblich beim Umbau des Busbahnhofs dafür eingesetzt, dass Bodenindikatoren installiert werden. In Datteln setzte sich der Verein für die Barrierefreiheit der Stadthalle ein, sowohl im Außen- als auch im Innenbereich. Doch trotz dieser Erfolge bleibt die Arbeit her-
ausfordernd. Ein wichtiger Teil der Arbeit besteht in der Aufklärung. „Wir müssen immer am Ball bleiben und uns bemerkbar machen“, betont Tollkamp-Schierjott. Oft müssen sie und ihre Mitstreiter bei Bau- und Renovierungsprojekten nachhaken, um sicherzustellen, dass die Bedürfnisse von Sehbehinderten berücksichtigt werden. Cornelia Tollkamp-Schierjott und Sandra Pfeiffer sind Beispiele für unermüdliches
Engagement und setzen sich dafür ein, dass Blinde und Sehbehinderte im öffentlichen Raum die gleiche Teilhabe erfahren wie alle anderen Bürgerinnen und Bürger. Ihr Einsatz zeigt, dass Barrierefreiheit ein kontinuierlicher Prozess ist, der Beharrlichkeit und Leidenschaft erfordert.
"Wir müssen kämpfen, um unsere Anliegen durchzusetzen:" Sandra Pfeiffer, Blinden und Sehbehindertenverein Recklinghausen
Beratung und Unterstützung vor Ort
Der Verein bietet auch umfassende Beratung an. In Datteln findet die Beratung beispielsweise in der Buchhandlung „Bücherwurm“ an der Castroper Straße 33 jeden ersten Montag im Monat von 15 bis 18 Uhr statt. Termine können unter der Telefonnummer 0 23 63 56 13 57 vereinbart werden. Die Beratungstermine für Recklinghausen sind der erste Mittwoch im Monat telefonisch und der dritte Mittwoch im Monat vorübergehend im Rathaus Recklinghausen. Beratung bei vorheriger Anmeldung unter 0236116826. Weitere Beratungsangebote finden Sie auf der Homepage des Vereins.INFO:
www.bsvw.org/recklinghausen