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Wasserwirtschaft und Stadtentwicklung gehen Hand in Hand
© Rupert Oberhäuser/EGLV

Wasserwirtschaft und Stadtentwicklung gehen Hand in Hand

Lesedauer: ca. 4 Min. | Text: _Redaktion _RDN

Forum „Gemeinsam für Emscher und Lippe“ drehte sich um die blaugrüne Entwicklung der Kommunen an den beiden Flüssen.

Wasserwirtschaft und Stadtentwicklung gehören zusammen wie Emscher und Lippe. Wie durch innovatives Zusammenwirken dieser beiden Bereiche eine nachhaltige, resiliente und attraktive Zukunft für die Städte in der Emscher-Lippe-Region gestalten werden kann, stand am Dienstag (4.11.) in der Stadthalle Datteln im Fokus des Forums „Gemeinsam für Emscher und Lippe“, einer Kooperation zwischen Kommunen, den Wasserwirtschaftsverbänden Emschergenossenschaft/Lippeverband (EGLV) und dem Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung des Landes Nordrhein-Westfalen (MHKBD NRW).

Einst waren Emscher und Lippe wichtige Transportwege, an deren Ufern Siedlungen entstanden. Mit dem Einzug des Bergbaus und der industriellen Nutzung der Gewässer veränderte sich ihr Gesicht erheblich. Eine erneute Zeitenwende für Emscher und Lippe brachte das Ende des Bergbaus und die Transformation des Ruhrgebiets: Die Ära der Köttelbecken ist vorbei, künstliche Uferbefestigungen werden entfernt, durch Renaturierungsprojekte entstehen wieder natürliche und ökologisch wertvolle Gewässer – und damit auch Gebiete, in denen sich Menschen gerne erholen, Sport treiben, zusammenkommen und wohnen. „Viel zu lange wurden die Fragen ‚Was ist gut für den Fluss?‘ und ‚Was ist gut für die Menschen?‘ als Gegensätze verstanden. Wir betrachten nun beide Fragestellungen ganzheitlich und erreichen damit viel mehr für die Region und die Menschen, die hier leben“, sagt Prof. Dr. Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender von EGLV.

Im September 2023 hatten das Land NRW, EGLV sowie die Emscher- und Lippe-Kommunen die Kooperationsvereinbarung „Gemeinsam für Emscher und Lippe“ unterzeichnet. Mit der Zusammenarbeit und der Verknüpfung von städtebaulichen, wasserwirtschaftlichen und gewässerökologischen Maßnahmen verbessern die beteiligten Akteure gemeinsam die blaugrüne Infrastruktur in der Region und schaffen gleichzeitig noch mehr Lebensqualität für die Menschen vor Ort.

Zahlreiche Projekte werden bis 2027 im Rahmen von „Gemeinsam für Emscher und Lippe“ umgesetzt: Freie Flächen in Nähe der Gewässer werden genutzt, um die Freizeit- und Wohnqualität zu verbessern. Zum Beispiel werden in einigen Städten Naschgärten mit Hochbeeten, Beerensträuchern und Obstbäumen entstehen. Menschen aus der Nachbarschaft werden gemeinsam die Gärten pflegen und die Früchte ihrer Arbeit genießen. In Bienengärten und sogenannten „Blauen Klassenzimmern“ in Städten wie Dinslaken, Datteln, Lünen oder Herten werden Kinder und Jugendliche an wichtige Themen wie Natur- und Umweltschutz herangeführt.

Die Finanzierung der Projekte erfolgt dabei zu 80 Prozent aus Städtebaufördermitteln des Landes und des Bundes, die restlichen 20 Prozent übernehmen Emschergenossenschaft und Lippeverband.

Positive Beispiele aus der Praxis: Blaues Klassenzimmer entsteht in Datteln

Anhand inspirierender Projekterfahrungen aus ausgewählten Emscher-Lippe-Kommunen wurden in Datteln nun Good-Practice-Beispiele präsentiert, die Wasserwirtschaft und Stadtentwicklung in Einklang bringen und neue Impulse für die kommunale Arbeit liefern – ein Beispiel ist etwa das Blaue Klassenzimmer am Ostbach in Herne, das Lernen direkt in der Natur ermöglicht. Zukunftsorientierte Workshops ermöglichten zudem den Austausch und die Vernetzung zu zentralen Themen der regionalen Entwicklung.

Ein Stadtspaziergang zu ausgewählten Projektstandorten – zum Beispiel zu dem geplanten Blauen Klassenzimmer am mittlerweile abwasserfreien und bald renaturierten Dattelner Mühlenbach – rundete das Forum ab und bot den Teilnehmenden die Gelegenheit, mit Projektverantwortlichen ins Gespräch zu kommen und von gemeinsamen Erfahrungen zu profitieren. „Die ökologische Umgestaltung des Dattelner Mühlenbachs ist ein Gewinn für unsere Stadt: Einst ein offener Schmutzwasserlauf, wandelt sich das Gewässer nun zu einer blaugrünen Idylle. Das bald entstehende Blaue Klassenzimmer ermöglicht es uns, Kindern und Jugendlichen künftig Themen wie Natur- und Umweltschutz praxisnah direkt am Gewässer zu vermitteln“, sagt André Dora, Bürgermeister der Stadt Datteln.

Neben Mitgliedern der Fachbereiche Stadtplanung/Stadtentwicklung waren beim diesjährigen Forum in Datteln auch die zuständigen Mitarbeiter*innen für die Kunst- und Kulturbereiche in den Kommunen eingeladen, um die Synergien auch zwischen diesen Bereichen zu fördern: Wie können Städtebau, Kunst und Kultur am Gewässer erfolgreich zusammenwirken? Als ein gelungenes Beispiel aus der Praxis wurde dafür das Projekt „Stadtleuchten“ aus Kamen angeführt. Der Lippeverband hat 2014 nach 25 Jahren-Bauzeit den Seseke-Umbau abgeschlossen. Das war der Impuls, den die Stadt Kamen aufgriff, um vier Jahre später den Seseke-Park mit Mitteln aus der Städtebauförderung zu realisieren. Im Rahmen des dreitägigen „Stadtleuchtens“ vom 1. bis 3. Oktober 2021 wurde in Zusammenarbeit des Lippeverbandes mit der Stadt Kamen der Seseke-Park illuminiert und der Schwerpunkt auf das Zusammenwirken von Stadterneuerung und Wasserwirtschaft gelegt. Die Veranstaltung lockte mit Lichtkunst, Wasser, Kultur und Late-Night-Shopping Tausende Besucher aus nah und fern.

Hintergrund:

Seit 2006 (Emschergenossenschaft) und 2014 (Lippeverband) setzen die Wasserwirtschaftsverbände Emschergenossenschaft und Lippeverband mit der finanziellen Förderung des Ministeriums für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung des Landes Nordrhein-Westfalen in den Emscher-Lippe-Kommunen Maßnahmen um, die Wasserwirtschaft und Stadtentwicklung miteinander verbinden. Insgesamt 6,9 Millionen Euro an Städtebaufördermitteln wurden im Rahmen der beiden Kooperationen „Gemeinsam für das Neue Emschertal“ und „Gemeinsam an der Lippe“ für kleinteilige Projekte am Wasser mit Beteiligung der Bevölkerung in der Region investiert. Die beiden Kooperationen wurden in der Vergangenheit bereits mehrmals verlängert – im September 2023 wurde aus den zwei Programmen die gemeinsame Kooperation „Gemeinsam für Emscher und Lippe“.

Info
Emschergenossenschaft und Lippeverband (EGLV)

EMSCHERGENOSSENSCHAFT UND LIPPEVERBAND
Kronprinzenstr. 24
45128 Essen
www.eglv.de

 

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